„… und da flogen ein paar Stinkbomben herein, nichts von Bedeutung…“ oder wie man sich zwischen alle Stühle setzt und dennoch reüssiert. Eine kritisch-poetische Blütenlese zu Annette Kolb

Am Samstag, dem 25. November 2017, 20.15 Uhr, dem vorletzten Tag der großen Annette-Kolb-Ausstellung im Kurhaus Badenweiler, laden das Internationale Literaturforum Badenweiler und die Deutsche Tschechow-Gesellschaft zu einer kritisch-poetischen Blütenlese aus dem Werk der Schriftstellerin Annette Kolb und aus Wertungen über sie.

Die Ehrenbürgerin Badenweilers, „Fräulein Annette Kolb“, die vor 50 Jahren im hohen Alter von 97 Jahren in München verstarb, war in jeder Hinsicht ein Original und äußerst mutige Autorin, was schon Zeitgenossen wie Thomas Mann, Romain Rolland und Luise Rinser, aber auch ihr lebenslanger Freund und Gefährte im Kampf gegen Chauvinismus und für ein geeintes Europa, René Schickele, mit Bewunderung anerkannt hatten. Von 1923 bis 1933, als sie als Nachbarin Schickeles in Badenweiler wohnte, erlebte A. Kolb ihre erfolgreichste Zeit als Schriftstellerin und Essayistin. Nach langen Exiljahren während des Dritten Reiches in Ländern Europas und den USA, kehrte sie 1945 als Bürgerin mit zwei Pässen, dem deutschen und dem französischen, wieder nach Europa, zuerst nach Paris, zurück. Ihrem Häuschen in Badenweiler hielt sie bis zu ihrem Tod die Treue.

Bei der Lesung wird Mandy Leichsenring, deren Stimme als Literatursprecherin in Bann zieht, belletristische und essayistische Texte von A. Kolb, aber auch Meinungen über sie zu Gehör bringen. Der Badenweilerer Museumsleiter Heinz Setzer führt dabei kommentierend durch die verschlungenen Wege der Lesung.

Der Hörer erlebt dabei die beeindruckende Interpretation Luise Rinsers, die Kolb-Satire aus dem „Großen Bestiarium der modernen Schriftsteller“ von Kolbs erstem Förderer Franz Blei und die berühmte Charakterisierung Thomas Manns aus dem Roman „Dr. Faustus“. Und natürlich dürfen dabei auch der letzte, in Badenweiler geschriebene Roman „Die Schaukel“ als humorvolle Milieuschilderung der Jugendzeit Annettes unter dem Aliasnamen „Mathias Lautenschlag“ in München nicht fehlen oder Texte aus dem „Beschwerdebuch“ und aus Briefen.

Durch die Mischung aus Kolbschen Texten mit den Stimmen Dritter soll erlebbar werden, wie aufsehenerregend unangepasst, meist zwischen alle Stühle geratend, sich Annette Kolb zwischen 1913, als ihr erster Roman erschien, bis zu ihrem letzten Buch 1961, selbst inszenierte und zu Lebensende mit Lorbeeren überhäuft wurde.

Badenweiler darf A. Kolb gleich mehrfach dankbar sein, hat sie doch auch über Jahrzehnte mitgewirkt, den Boden für die Städtepartnerschaft mit dem französischen Vittel zu bereiten, deren 60-jähriges Jubiläum das Heilbad dieses Jahr feierlich begehen konnte.

Die Lesung ist die Schlussveranstaltung zur Ausstellung „Annette Kolb – Bürgerin zweier Vaterländer und literarische Stimme Europas“, die bis zum 26.11. täglich bei freiem Eintritt im Kurhaus zwischen 10 und 19 Uhr zu sehen ist und über 150 Exponate zu Leben und Werk der Schriftstellerin aus dem Deutschen Literaturarchiv Marbach, dem Monacensia-Literaturarchiv der Stadtbibliothek München und dem Literaturarchiv Badenweilers zeigt.

Abendkasse-Lesung: 10 €; 8 € Kurkarte und DTG-Mitglieder; 4 € Schüler / Studierende

Ort: Annette-Kolb-Saal Kurhaus Badenweiler, Schlossplatz 2, 79410 Badenweiler