Taganrog, die „Perle des russischen Südens“ im geschichtlichen Überblick

1. Teil

Erstpublikation 2012 anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Kulturpartnerschaft der Tschechowstädte Taganrog und Badenweiler sowie der Gebietsregierung Rostow-am-Don (überarbeitet 2018)

Taganrog ist am Ufer des Asowschen Meeres gelegen, das über das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer verbunden ist. Die Stadt ist heute Hafen-, Industrie-, Handels- und Universitätsstadt mit rund 280.000 Einwohnern und hatte schon im 19. Jahrhundert wegen ihrer beeindruckenden Geschichte, Architektur und ihren kulturellen Einrichtungen den Ehrennamen „Perle des russischen Südens“ erhalten.

Dort wurde am 29.01.1860 Anton Tschechow in der Familie eines Kolonialwarenhändlers geboren, der spätere Schriftsteller und Dramatiker der Weltliteratur verbrachte dort seine Jugend bis zum Abitur und pflegte auch später die Kontakte zu seiner Heimatstadt.

Am 20.08.2002 unterzeichneten dieTschechow-Städte Taganrog mit Oberbürgermeister Sergej Schilo und Badenweiler mit Bürgermeister Karl-Eugen Engler gemeinsam mit dem Kulturministerium der Gebietsregierung (= Landesregierung) Rostow-am-Don einen Kulturpartnerschaftsvertrag, der sich sofort intensiv entwickelte. 2009 wurde in Badenweiler die Deutsche Tschechow-Gesellschaft e. V. (DTG) begründet, der jeweils amtierende Oberbürgermeister Taganrogs wurde zum Vizepräsidenten des beratenden Kuratoriums der Gesellschaft bestimmt.

Zehn Jahre, bis 2012, war Nikolaj Fedjanin Oberbürgermeister, bei der Wahl am 4.3. 2012 wurde Wladimir Prasolow das neue Stadtoberhaupt, ab 2017 wurde Andrej Lisitzki nach einer Änderung von Wahlmodus und der Amtsfunktion Stadtdirektor.

Die nachfolgende geschichtliche Darstellung folgt im Wesentlichen der von mir übersetzten russischen Website der Stadt Taganrog. Wo die Informationen für Badenweiler und die DTG zu speziell erschienen, wurde gekürzt und z.T. mit eigenem Text ergänzt

Taganrog zur Zeit der Antike

Die Geschichte der Stadt Taganrog ist bemerkenswert und faszinierend. Sie reicht bis in die späte Bronze- und frühe Eisenzeit zurück (zwischen dem 20. und 10. Jhr. v. Chr.) und wurde von dem griechischen Historiker Herodot als Emprion Kremnoj, als griechische Siedlung des 7. bis 5. Jahr. bezeichnet. Ausgrabungen, die vom Deutschen Archäologischen Institut (Berlin), dem Archäologischen Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften (Moskau), der Archäologischen Gesellschaft des Dongebietes (Rostow-am-Don) durchgeführt wurden, bestätigten dieses frühe Datum der Gründung Taganrog und bewiesen gleichfalls, dass Taganrog die früheste griechische Kolonie im Nordwesten der Schwarzmeer-Region war. Die Siedlung lag an der Mündung zweier Flüsse, des Don und des Mius, so dass bedeutende Warentransporte per Schiff zu den Nachbargebieten möglich waren.
Die Ausgrabungen des Dt. Archäologischen Instituts und der Archäologischen Gesellschaft des Dongebietes führten zur Schlussfolgerung, dass an dieser Stelle, wo sich heute das moderne Taganrog befindet, die eine griechische Siedlung bestand, im späten 7. Jahrhundert. v. Chr. entstanden war.
Sie spielte eine bedeutende Rolle bei der Kolonialisierung der Schwarzmeer-Region durch die Griechen.

Die Geschichte Taganrogs im 17. bis zum 18. Jahrhundert

Taganrog wurde begründet als erster russischer Marinehafen und als stärkste Festung Russlands im Süden des Reiches. Der Festungsbau an der Küste des Asowschen Meeres zielte auf die Stärkung der russischen politischen, militärischen und strategischen Lage beim Kampf um den Zugang zum Meer. Die Entwicklung Russlands als Seemacht begann mit der Lösung des „Türkischen Problems“, des Kampfes um das Asowsche Meer.

Im Januar 1695 begannen die Kriegsvorbereitungen gegen das Ottomanische Reich. Die Belagerung der türkischen Festung Asow begann am 8. 7.1695. Die Armee bestand aus Mineuren und Donkosaken und war in drei Corps aufgeteilt, die unter dem Kommando des Francois Lefort, Patrick Gordon und Avtonom Golovin standen. Eine weitere russische Armee (120.000 Mann Kavallerie, Schützen und Kosaken) standen unter dem Befehl von Boris Scheremetjew und sollte am Dnjepr die militärische Macht der Krim-Khanate spalten. Zu Beginn des Julis hatten die Russen Asow auf dem Lande eingeschlossen. Nach zwei erfolglosen Attacken im August und September wurde die Belagerung aufgehoben. Der Fehlschlag der ersten Belagerung machte dem russischen Kaiser Peter dem Großen die Bedeutung deutlich, die einer Flotte zukam und dies markiert den Beginn der Entwicklung Russlands zur Seemacht.

Auf Befehl Zar Peters begann man sofort mit dem Flottenbau. Im April 1696 stach die Asow-Flotte erstmals zum Angriff in See, während die Hauptkräfte unter Befehl von Alexej Schein zu Land sowie auf den Flüssen Woronesch und Don gegen Asow vorrückten. Die Galeeren-Flotte Peters I. lief am 3. Mai aus. Die Flotte (2 Schlachtschiffe „Apostel Paulus“ und „Apostel Petrus“, 4 Feuerschiffe, 23 Galeeren, 100 Kähne etc.) erreichte unter dem Kommando von Lefort die offene See und blockierte Asow von dort. Am 14. Juni erschien die türkische Flotte (23 Schiffe mit 4000 Mann) an der Donmündung. Nachdem sie zwei Schiffe im Kampf verloren hatte, drehte sie ab. Nach massivem Bombardement von Land und von der See und einem erfolgreichen Sturm auf die äußere Bastion nahmen die Kosaken am 18. Juli die Festung Asow ein.

Um den Besitz von Asow zu sichern, befahl der Zar im Winter 1695/96 den weiteren Ausbau der kleinen russischen Flotte. Peter stellte sie unter den Befehl von Admiral Fjodor Golowin als Nachfolger des Schweizer Francois Lefort. Golowin zur Seite standen Vizeadmiral Cornelis Cruys und Fregattenadmiral Jan van Rees.

Um die russische Position und die Flotte auf Dauer zu sichern, benötigte Peter der Große einen neuen Hafen mit einer Festung zur Verteidigung. Asow kam wegen des Niedrigwassers des Don hierzu nicht in Frage. Deswegen begann Peter sofort nach der türkischen Kapitulation mit der Erkundung des Küstengebietes. Am 27. 07. hielt die Expedition am Kap Tagan-Rog (Rog = Horn), wo auch Peter nächtigte. Das Kap wurde als der ideale Ort für einen Hafen beurteilt, da die Meerestiefe für die Flotte ausreichend war, zudem gab es genügend Raum für einen Hafen mit festen Steinboden, zudem wurde eine Quelle gefunden.

Der erste russische Kriegshafen wurde offiziell von Peter dem Großen am 12. 09.1698 eingeweiht.Taganrog gehört zudem zu den ersten russischen Städten, die nach einem vorher entworfenen Bebauungsplan errichtet wurden. Vizeadmiral Cornelis Cruys, der Begründer der russischen Flotte, war von 1698-1702 der erste Bürgermeister von Taganrog. Er schuf 1711 die ersten Seekarten vom Asowschen Meer und vom Don. Weiterhin wurde das Projekt von Werkstätten und Wohnhäusern realisiert. Der Seehafen von Taganrog besaß eine Fläche von ca. 774.000 qm, es war der erste künstliche Seehafen Russlands. Auf dem Kap entstand eine fünfseitige Festung, in der aus Stein Wohnungen für Soldaten und Zivilisten errichtet wurden.

Gemäß der Registerkammer von Taganrog hatte die Stadt 1711 über 8000 Einwohner. Als die Entwicklung des sozialen Lebens große Fortschritte machte, gewann Taganrog nicht nur Bedeutung als Militärhafen, sondern auch als Handwerks- und Handelszentrum.

1700-1711 war die Asowflotte der Wächter der russischen Südgrenze. Aber 1710 begann die Türkei einen neuen Krieg gegen Russland. Die russischen Truppen unter Boris Scheremetjew wurden am Pruth-Fluss durch überlegene türkische Kräfte umzingelt. Der russische Zar musste einen Rückzugsvertrag unterzeichnen, der Asow den Türken zurückgab und die Zerstörung Taganrogs bedeutete. Am 19.9.1711 wurde auf Befehl Peters des Großen Taganrog geschleift und im Februar 1712 verließen die russischen Truppen die Stadt. Über 50 Jahre lagen Hafen, Festung und Stadt in Trümmern. Die Türken eroberten sie noch zwei Mal, aber 1769 verließen die Türken definitiv dieses Gebiet. Im April 1769 wurde Taganrog erstmals wieder von russischen Soldaten betreten. Dank der regierenden Kaiserin Katharina der Großen (geborene Prinzessin von Anhalt-Zerbst) entstand Taganrog neu aus den Trümmern und wieder wurde es Stützpunkt der Asow-Kriegsflotte.

Im April 1783 annektierte das Russische Reich die Krim und die Festung Taganrog verlor ihre Bedeutung. Die Asowflotte wurde auch Ausgangspunkt beim Aufbau der Schwarzmeerflotte Russlands.

Im Februar 1784 hob Katharina die Große den Festungsstatus von Taganrog auf und die Stadt wandelte sich zum umtriebigen Handelshafen.

Taganrog wurde von griechischen Kolonialisten besiedelt, welche wie die Griechen zu antiken Zeiten dort vor Armut und Tyrannei in den Siedlungen rings um das nördliche Schwarze Meer und Asowsche Meer Zuflucht suchten. Einige Griechen waren im Mittelmeer Piraten gewesen und wurden nun Freibeuter; viele lebten auch davon, dass sie russische Bauern und den offiziellen Zoll betrogen. Sie wurden reich, machten nicht nur zweifelhafte Unternehmungen, sondern erwiesen sich auch als kulturell großzügig, sie gründeten Orchester, Klubs, Schulen und Kirchen, sie brachten französische Küche und italienische Künstler ins Land.

Taganrog im 19. Jahrhundert

Zu Ende des 18. Jahrhunderts, als die Krim und das Asowsche Meer unter die Gewalt des Russischen Imperiums gerieten, verlor Taganrog seine Bedeutung als Militärbasis. Die Städte am Schwarzen und Asowschen Meer wandelten sich in bedeutende Handelszentren. Der Wirtschaftsaufschwung verlangte neue Maßnahmen und Zar Alexander I. führte deshalb den Posten eines Gouverneurs ein, der in direkter Verbindung zu seiner Kaiserlichen Majestät stand. Gouverneure wurde in vier russischen Städten: Odessa, Taganrog, Fedossia und Kertsch, eingesetzt. Der Gouverneur regierte parallel zum Stadtoberhaupt oder Bürgermeister und engagierte sich bei der Handelsentwicklung und der Hebung des Lebensstandards der Bürger.

Im Oktober 1802 unterzeichnete Zar Alexander I., der mit der badischen Prinzessin Luise verheiratet war, ein Dekret, das Taganrog in den Stand eines eigenen Gouvernements erhob, was auch die Stadtverwaltung mit besonderen Privilegien einschloss. Taganrog wurde damit von 1816-1834 das Zentrum des ganzen Kreises (einschließlich der Städte Rostow-am-Don, Nakitschewan und Mariupol). Rostow wurde 1834 dem Gouvernement von Jekaterinoslaw zugeteilt, während die anderen Städte bei Taganrog bis 1859 verblieben.

1805 wurde Baron Balthasar von Campenhausen Oberbürgermeister von Taganrog. Auf ihn gehen folgende Institutionen zurück: Der Taganroger Zollbezirk, eine neue Hafenmole, neue steinerne Lagerhäuser. Zudem begann er mit dem Schiffbau zum Warentransport in andere russische Häfen im Schwarzen Meer und Asowschen Meer, er begründete die Navigationsschule, das Handelsgymnasium und den Handelshof; er ließ die erste Apotheke gründen und führte die Ämter eines Stadtarztes und einer städtischen Hebamme ein. Weiterhin gründete er ein Architektur-Komitee, das die Stadtentwicklung plante; er sorgte für Straßenbeleuchtung mit Petroleumlampen, begann die Straßenpflasterung und die Anlage von Grünflächen; 1846 gründete er den Stadtpark, den heutigen Gorki-Park.

Auch Kaiser Alexander I. hinterließ seine Spuren in der Stadt. Er kam nach Taganrog, um dort am Ende seiner Herrschaft geistlichen Beistand zu suchen und nahm in einem bescheidenen Palast mit nur einem Stockwerk Quartier. Bald nach seiner Ankunft starb er – zumindest nehmen wir das an. Es entstanden nämlich Gerüchte, dass er nach Sibirien gezogen war, um ein heiliges Leben zu führen und dass der Körper eines ihm ähnlich sehenden verstorbenen Soldaten bei der Beerdigung bestattet worden war. Taganrog war kurz die Schattenhauptstadt des ganzen russischen Imperiums.

Nach Alexanders Tod im Jahr 1825 blieb die kaiserliche Witwe Jelisaweta Alexejewna (geborene Prinzessin Luise von Baden) im Sommerpalast, in dem der Kaiser verstorben war. Dieser wurde nach langer Zeit der Verwahrlosung in den letzten Jahren zum Museum umgewandelt. Im Taganroger griechischem Jerusalem-Kloster organisierte die Kaiserin das Staatsbegräbnis für ihren Gatten und gründete zudem 1826 in Taganrog das erste Gedenkmuseum für Alexander I., welches bis 1920 bestand. Jelisaweta Alexejewna verstarb auf dem Rückweg von Taganrog nach St. Petersburg.

Zu verschiedenen Zeiten existierten zwischen 11 und 16 diplomatische Ländervertretungen in Taganrog, 1911 waren immer noch elf Konsulate geöffnet.

Im Leben der Stadt hatten Handel und Wirtschaft die Schlüsselrolle inne und beeinflussten das ganze Erscheinungsbild der Stadt. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden reiche Bürgerresidenzen und soziale Einrichtungen errichtet. Das wirtschaftliche Taganrog wurde nun auch zu einer der größten Industriestädte des russischen Südens. Am Ende des 19. Jahrhunderts wuchs auch die Zahl der Bildungsinstitutionen.

Der italienische Freiheitsheld Giuseppe Garibaldi kam häufig mit seinem Schoner Clorinda nach Taganrog, es gibt Berichte, dass er auch Zigaretten schmuggelte. Hier lernte er 1833 den jungen Emigranten Giovanni Battista Cuneo kennen, der Mitglied im Geheimbund „Junges Italien“ war. In Taganrog schloss sich Garibaldi dem Geheimbund an und schwor, sein weiteres Leben dem Kampf gegen die österreichische Vorherrschaft in Italien zu widmen.

Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs der Handel in Taganrog stetig. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte Taganrog den zweiten Platz in Russland als Importhafen inne und den sechsten hinsichtlich der Ausfuhren. Aufgrund dieser dramatischen Entwicklung verloren die bisherigen Handelsmessen ihre vorherrschende Rolle und es begannen sich die Geschäfte, die „ständigen Handelsplätze“, in der Stadt auszubreiten. Die Petrowskistraße und die Gogolewskistraße wurden zu wirtschaftlichen Highways von Taganrog.

Investitionen aus dem Ausland förderten zu einem großen Teil das industrielle Wachstum der Stadt. 1896 begannen belgische Investoren mit der Gründung der Eisen-und-Stahl-Fabrik, schon im Folgejahr nahm sie ihren Betrieb auf und produzierte Eisenstränge, Schienen, Rohre, Eisenbahnschwellen usw.

1896 begann die belgische Firma „Albert Neuve, Wilde & Co.“ mit dem Bau des Kesselwerkes. Neben Dampfkesseln wurden Metallkonstruktionen hergestellt und Kupfer und Eisen gegossen. Zur Sowjetzeit des 20. Jahrhunderts sollte daraus das größte Kesselwerk Europas entstehen.

Die Lederfabrikation, bereits 1853 gegründet, ging ebenfalls in die Hände belgischer Experten über und gewann rasch an Größe.

Der russische Dramatiker und Dichter Nestor Kukolnik, der sich 1857 in Taganrog niederließ, bewirkte vieles in der Stadt und den umgebenden Gebieten. Er war der erste, der die Notwendigkeit einer Universitätsausbildung im Dongebiet und am Asowschen Meer erkannt hatte. Aber sein Versuch, in Taganrog eine Universität zu gründen, scheiterte. 1865 wurden diese Pläne dann zur Basis der Gründung der Universität in Noworossisk. Kukolnik betonte ebenso die Notwendigkeit einer Zeitung in Taganrog, in der Folge entstanden Zeitungsredaktionen nicht nur in Taganrog, sondern auch in Odessa und Rostow-am-Don. Zar Alexander II. begrüßte diese Entwicklung. Kukolnik war auch der erste, der den Gedanken des Landschaftsschutzes im Golf von Taganrog propagierte, allerdings traf diese Idee auf die Ablehnung der herrschenden Verwaltung und wurde nicht realisiert. Kukolnik unterstützte zudem die Einrichtung des Landesgerichts in Taganrog, das nach seinem Tod im Jahre 1869 eröffnet wurde.

1887 verlor Taganrog, das mittlerweile dem Gouvernement Jekaterinoslaw zugeteilt worden war, auch seinen Status als Kreishauptstadt und wurde der Provinz der Donkosaken-Armee zugeschlagen. 1870 wurde der Stadtrat bzw. die Stadtduma begründet, welche nun den örtlichen Handel, Stadtentwicklung und die Aufgaben von Gesundheit und öffentlicher Bildung übernahm. Seit 1870 wurde das Wegenetz ausgebaut, gegen Jahrhundertende war der größte Teil der Straßen gepflastert.

1866 wurde ein neues Theatergebäude, das heutige Dramatische Tschechow-Theater, von dem italienischen Architekt Londeron (Beiname „Kleine Scala“ in baulicher Anlehnung an die Mailänder Oper) errichtet. Wegen seiner exzellenten Akustik erlangte es in ganz Russland Anerkennung. Hier wurden und werden Stücke von Anton Tschechow, Maxim Gorki, Alexander Ostrowski und William Shakespeare aufgeführt. Der spezielle Stolz der Taganroger Bürger war die italienische Oper, die durch die örtlichen Kaufleute finanziert wurde. Das Taganroger Theater besaß von 1866 bis 1877 ein eigenes Opernensemble. Da heutige Ensemble des Theaters wurde mit vielen Theaterpreisen ausgezeichnet.

1876 wurde die erste öffentliche Bibliothek, heute Tschechow-Bibliothek, durch Bürgermeister Admiral Iwan Furuhelm (= Johann Hampus Furuhelm) eröffnet, 1898 wurde das Heimatmuseum begründet und 1907 öffnete das erste „Mirage“-Kino seine Tore, wenig später entstand das Holzgebäude des Zirkus. 1871 wurde die erste private Zeitung „Der Asower Bote“ bzw. das „ Asow Bulletin“ gedruckt, die später in „Taganroger Bote“ (Taganrogski Vestnik) umbenannt wurde. Zu der Bildungsschicht Taganrogs zählten Künstler, Musiker und Journalisten.

Heinz Setzer

Fortsetzung folgt.