Prof. Dr. Małgorzata Świderska, Łódź
frühere Studentin, Doktorandin und Mitarbeiterin von Prof. Dr. Rolf-Dieter Kluge
Erinnerung an Herrn Prof. Dr. Rolf-Dieter Kluge (26.04.24)
Zuerst schien es mir unmöglich, eine Erinnerung an Prof. Dr. Rolf-Dieter Kluge zu verfassen, weil die Nachricht von seinem Tod mich sehr traurig gemacht hat.
Ich hatte ihn seit meiner Tübinger Studienzeit – seit dem Ende der 1980er Jahre – gekannt. Er war Betreuer und Gutachter meiner ostslavistischen Magisterarbeit über Dostojewski und Polen, die ich anschließend, auf seinen Ratschlag hin, in eine Dissertation erweitert und dann bei Sagner veröffentlicht habe. Er hat ebenfalls meine Doktorarbeit begutachtet.
Nach der Doktorprüfung kehrte ich nach Polen zurück und hatte vor, eine slavistische Habilitationsschrift zu schreiben. Ich suchte gleichzeitig nach einer Stelle und wurde an einer privaten Hochschule in Łódź als Germanistin angestellt.
Inzwischen hatte ich erfahren, dass Prof. Kluge nach seiner Pensionierung von seinem Freund Prof. Dr. Antoni Semczuk nach Warschau eingeladen wurde und einen Ruf an die Universität Warschau angenommen hatte.
Zu meiner Freude erhielt ich kurz darauf eine Nachricht, dass Prof. Kluge meine Dissertation dem Leiter des Instituts, Herrn Prof. Dr. Franciszek Grucza, gezeigt hatte, und da dieser damals nach neuen MitarbeiterInnen suchte, hätte er für mich eine Stelle am Lehrstuhl für Literaturwissenschaft und Interkulturelle Forschung des Instituts für Kulturologie und Anthropozentrische Linguistik (seit 2013 Institut für Fachliche und Interkulturelle Kommunikation).
Dank dieser Stelle konnte ich mich dort habilitieren. Herr Prof. Dr. Sambor Grucza bat Herrn Prof. Dr. Rolf-Dieter Kluge daraufhin um eine Rezension meiner Habilitationsschrift zu Doderer und Russland. Herr Kluge kam eigens zum Habilitationskolloquium nach Warschau.
Glücklicherweise konnte ich ihm selbst auch ein wenig helfen, denn er wurde gebeten, seine Vorlesungen zur Literatur- und Kulturgeschichte deutschsprachiger Länder in polnischer Sprache zu halten. Obwohl er als Slavist die polnische Sprache ziemlich gut beherrschte, konnte ich ihm bei der Übersetzung der Texte helfen.
Die Zusammenfassungen seiner Vorlesungen – als ein kurzer Abriss der Literatur- und Kulturgeschichte deutschsprachiger Länder – wurden anschließend im Verlag meiner Lodzer Hochschule als Buch veröffentlicht (Zarys historii literatury i kultury niemieckiej, Lodz 2010).
Leider musste ich die Warschauer Stelle nach einigen Jahren aufgeben, weil meine pflegebedürftige Mutter wegen ihres fortgeschrittenen Alters nicht in der Lage war, nach Warschau umzuziehen.
Seit einigen Jahren bin wieder an jener Hochschule in Łódź tätig.
Daneben begann ich vor zwei Jahren zu zeichnen und zu malen und lerne bei einem Lodzer Künstler – Herrn Robert Rabiega.
Dorothea Scholl, der ich einige Fotos meiner Bilder zugeschickt habe, möchte meine Kopie eines Gemäldes von Isaak Levitan, der mit Anton Čechov befreundet war – Dämmerung von 1899 – meiner Erinnerung beifügen.
Es freut mich sehr, denn das Bild hätte Rolf-Dieter Kluge wahrscheinlich gefallen.
Mit herzlichen Grüßen,
in tiefster Dankbarkeit,
Małgorzata Świderska