Ein künstlerischer Flug der „Möwe“ zum 120-jährigen Jubiläum

Neueste Edition der berühmten Komödie Tschechows als Künstlerbuch für das Museum

v.l.: Nina Litvinez, Jeanna Rudenko, Heinz Setzer

Der „Frankfurtskaja Knischnaja Jarmarka“, wie die Frankfurter Buchmesse auf Russisch heißt, ist am 13.10.18 auch für das Badenweilerer Tschechow-Museum zu einem gewichtigen Ort der Begegnung geworden.  Hatte doch die germanistische Übersetzerin Jeanna Rudenko, Mitarbeiterin des „Russischen Instituts für Übersetzungen“ und der „Rudomino-Bibliothek für ausländische Literaturen“ in Moskau, den Badenweilerer Museumsleiter Heinz Setzer auf den „Russischen Nationalstand“ der Messe geladen, um ihm die neueste Publikation des Instituts, eine von dem in Russland berühmten Künstler Michail Fjodorow illustrierte Jubiläumsausgabe der Tschechow-Komödie „Die Möwe“ für das Badenweilerer Museum zu schenken.
Doch es blieb nicht nur bei Tschechow: Die Übersetzerin, Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Nina Litwinez als Leiterin der Außenrepräsentation des Instituts und Frau Rudenko übergaben auch eine weitere Jubel-Ausgabe: die anlässlich des 200. Geburtstages von Iwan Turgenjew ebenfalls von Fjodorow gestaltete Sammlerausgabe der Erzählung „Ein Monat auf dem Lande“.

Das „Möwe“-Buch überrascht den Leser mit einem besonderen Clou:  Auf einem als Tür gestalteten Klappumschlag sehen ihn Tschechows Augen hinter seinem Pincenez hindurch an, die Tür wird dabei auf originelle Weise von einer stählernen Schreibfeder mit Gummizug zusammengehalten. Der Dramentext in einer beeindruckenden grafischen Gestaltung wird mehrmals durch gemalte Theatertableaus unterbrochen, die wie ein Leporello auseinandergefaltet werden können.

Natürlich hat diese Begegnung auch eine Vorgeschichte: Bereits im Frühjahr 2015 entstand der erste Kontakt des Badenweilerer Museums mit der Rudomino-Bibliothek. Damals kam sogar die damalige Leiterin dieser bedeutenden Institution, zugleich Generaldirektorin der Allrussischen Staatlichen Bibliotheken der ausländischen Literaturen, Ekaterina Geniewa, nach Badenweiler, um eine engere Zusammenarbeit zu besprechen. 2015 war man sehr engagiert, auch mit der eigenen Buchproduktion im Heilbad auf sich aufmerksam zu machen, denn zwei große Bücherpakete mit fast 30 Bänden wurden anschließend als Geschenk zur Wiedereröffnung des Tschechow-Museums nach dessen Umgestaltung zugeschickt, in „Badenweiler Aktuell“ wurde darüber berichtet. Der überraschende Tod Frau Geniewas setzte dieser Verbindung vorerst ein Ende, doch nun hat Frau Rudenko vor einigen Wochen die Kontakte wiederbelebt. Das Übersetzerinstitut wird zudem von vielen Repräsentanten des russischen literarischen Lebens mitgetragen, mit denen Badenweiler bereits zusammenarbeitet, genannt seien etwa die Professoren Dmitri Bak, Direktor des Literarischen Museums der RF sowie Wsewolod Bagno vom Puschkin-Haus (Akademie der Wissenschaften) in St. Petersburg.
Anlass für diese besondere Tschechow-Edition ist das 120-jährige Jubiläum der  Premiere der „Möwe“ im berühmten Moskauer Künstlertheater unter der künstlerischen Leitung von Konstantin Stanislawski 1898, mit der Tschechows Weltruhm als Dramatiker begann. Diese Ausgabe wird im Museum ausgelegt werden. Setzer revanchierte sich durch die Übergabe einer der letzten Exemplare der ersten Auflage des Stanislawski-Ausstellungskatalogs vom Juli 2018.

Heinz Setzer

Abb., v.l.n.r.: Nina Litwinez, Jeanna Rudenko, Heinz Setzer am Russischen Nationalstand auf der Frankfurter Buchmesse