Lob für Badenweiler

Neujahrsempfang des russischen Honorarkonsuls in Stuttgart

Neujahrsempfänge bieten der Diplomatie traditionell den stilvollen Sekt- und Häppchen-Rahmen, um die jeweilige Landespolitik tangierten Kreisen näher zu bringen. Prof. Dr. Klaus Mangold, seit 2005 Baden-württembergischer Honorarkonsul der Russischen Föderation, einflussreiches Mitglied mehrerer Aufsichts- und Beiräte, ehemaliger Vorsitzender des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft und Daimler-Vorstandsmitglied, konnte sich bei seinem Empfang kurz vor Olympia-Beginn, zu dem erstmals auch Badenweiler geladen war, großen Interesses sicher sein. Fand er doch in der prächtigen deutsch-russischen Kooperationsausstellung „Der Glanz der Zaren“ im  Landesmuseum Stuttgart statt. Die historischen wie die aktuellen Interessenslagen wurden nicht nur durch die Show der imperialen Pretiosen deutlich, deren tiefere Bedeutung Museumschefin Prof. Dr. Cornelia Ewigleben im späteren Rundgang erläuterte, sondern vor allem in den Reden der Landesrepräsentanten.

Mangold betonte als Gastgeber, dass es der deutschen Politik an einer sauberen und ausgewogenen Strategie hinsichtlich Russlands bislang fehle, aber eine erfolgreiche EU-Politik ohne Einbeziehung Russlands nicht möglich sei. Baden-Württembergs Beziehungen zum großen Nachbarn seien zwar besser als die des Bundes, aber es gehe keinesfalls nur um wirtschaftliche Kennziffern, sondern ebenso um Verständnis, um Kulturgeschichte und Dialogbereitschaft. Man dürfe auch nicht vergessen, dass es ohne Russland keine Wiedervereinigung gegeben hätte. Baden-Württemberg sei dabei auf vielen Gebieten auf gutem Wege, und es kam einer Nobilitierung nahe, dass Badenweiler neben Baden-Baden als ein  „Zentrum“ der kulturellen Beziehungen mit Russland herausgehoben wurde. Russland sei besser als sein Ruf bei uns, so Mangold, - ein Appell an Medien und Politik, einseitige Blickwinkel zu meiden. Auch der Stellvertretende Ministerpräsident und Finanzminister Dr. Nils Schmid hob nachfolgend die Notwendigkeit des Verstehens der russischen Positionen für ein friedliches Europa hervor. Dass dies fruchtbare Ergebnisse zeitige, belegten nicht nur Baden-Württemberg als Wirtschaftsraum, sondern auch die aktuelle Ausstellung mit ihren Sponsoren.

Pointiert wies dann Sergej Maguta, Erster Botschaftsrat der RF in Berlin  und Leiter des  deutsch-russischen Kulturaustauschs, auf die Rolle von Geschichte und Kultur im beiderseitigen Dialog hin: Deren Kenntnis sei das beste Rezept, um stereotype Vorurteile abzubauen und die Freundschaft Deutschlands und Russlands zu festigen. Die historischen Beziehungen beider Länder seien reicher und fruchtbarer, als allgemein bekannt und ihr Ausbau könne eine entscheidende Strategie sein, um Spannungen zwischen Ost und West zu vermindern. Klaus Mangold, so Maguta, sei in ganz Russland ein anerkannter Name, dem man vertraue, und nicht minder gelte dies für den neuen Russland-Koordinator der Republik, Gernot Erler. Letztgenannter habe mit seinem Vorschlag einer „Modernisierungspartnerschaft“ das Richtige getroffen, Ost wie West hätten sie gleichermaßen nötig. Alle Partner müssten sich dabei bewusst machen, dass gute Beziehungen keine Selbstverständlichkeit seien, woraus gegenseitige Verantwortung erwachsen müsse. Russland würde, wie die Ausstellung zeige, Zeichen setzen.

Museumsleiterin Ewigleben schlug zum Schluss einen weiten historischen Bogen: Seit Kant, Goethe und Schiller sei Deutschland auch fester Bestandteil russischer Kultur, dem auch mehrere Kriege nichts hätten anhaben können.  Nun seien die russischen Partner während  des vierjährigen Ausstellungsaufbau zu ungeahntem Entgegenkommen bereit gewesen, womit auf einmalige Weise Kostbarkeiten der Landesgeschichte nach Westen gekommen seien.

Der anschließende Stehempfang gab Museumsleiter Heinz Setzer, der Badenweiler vertreten hatte, nun Gelegenheit, mit Prof. Mangold, Botschaftsrat Maguta und Dr. Schmid sowie Generalkonsul Ruslan Karsanov und Alexander Romanov, Chef der Russischen Entwicklungs- und Handelsbank in Frankfurt, die Projekte des Heilbads im Tschechow-Jubiläumsjahr 2014 vorzustellen. Besonders die Ausstellung „Die literarische Landkarte Anton Tschechows“ im Juli, welche die Tschechow-Museen der drei Länder Russland, die Ukraine und Deutschland gemeinsam durchführen wollen, sei fast symbolhaft zeitgemäß. Höchst erfreulich, dass bei den Angesprochenen Konsens bestand, dass das Heilbad unter dem Namen Tschechow ein verlässlicher kultureller Partner geworden sei und man nun Förderwege und persönliche Teilnahmen verabreden müsse.

Heinz Setzer